Ausbildung von jungen Pferden » sturer Bock

So, das muß ich euch jetzt doch erzählen.

Wir haben eine jetzt 4 jährige Stute, die seit gut einem Jahr bei uns leben darf.
So ganz eigentlich war mein Plan, daß ich an ihrem 4. Geburtstag zum ersten Mal auf ihr "reiten" wollte. Aber weit gefehlt!
Vor etwa einem halben Jahr fing ich also an, aus dem reinen "rumtüddeln" ein leichtes vor-training zu machen. Je intensiver ich mich mit Madam beschäftigt habe, umso mehr musste ich einsehen, daß die "kleine" Maus (die ist ein mords Kaliber!) nicht nur absolut unbedarft, unversaut und unwissend war, sondern eine richtige kleine Mimose. Leider (oder eigentlich ja zum Glück) zeigt sie ihre Unsicherheiten und Ängste nicht nach außen, sondern "leidet" still und leise und nach außen hin einfach grottenbrav vor sich hin. Also hab ich alles Tempo raus genommen und gaaaanz gaaanz langsam, mit unendlicher Geduld (manchmal ) ganz vorne beim Fohlen-ABC noch mal angefangen. Dann durfte sie jetzt noch einige Wochen mit auf die große Weide, aber seit dem Wochenende hab ich sie wieder hier am Hof (ich will endlich reiten *brüll-und-mit-den-Füßen-aufstampf*)

Oder anders gesagt, ich versuche jetzt seit 3 Tagen der jungen Dame beizubringen an der Longe zu gehen *haarerauf*
Wisst ihr, ich bin nun wirklich schon mit einigen Pferden den Weg zum Reitpferd gegangen, aber die kleine Maus bringt mich an den Rand der Verzweiflung.
Leider fehlt mir die Möglichkeit ein Roundpen abzustecken oder sonstwie eine passende Begrenzung zu basteln (die von ihr auch bemerkt wird), ich habe keinen Helfer - stehe also wirklich allein auf weiter Flur (ok, auf der Koppel) - und habe ein Pferd, das mir ständig auf den Arm springen will, sich an meiner Schulter ausweinen möchte, weil es einfach nicht versteht, was ich von ihr will.

Aber... *trommelwirbel bitte* heute habe ich sie dann doch endlich dazu gebracht eine ganze Runde um mich rum zu gehen.
Ich hoffe, daß ich später noch einmal ein wenig Zeit finde, um die Übung zu wiederholen. Ihr dürft gerne Daumen drücken, daß mein "sturer Bock" die Lektion verstanden hat.

*grummel* ichgebe auch die Hoffnung noch nicht auf, daß ich sie geritten bekomme, bevor eine von uns beiden zu alt dafür ist.

Hab ich beides - aber nicht für das Schlachtschiff.
Ich suche meine Pferde normalerweise danach aus, daß sie klein, zart und edel sind. *hust*
Nee, ernsthaft. Für das Mäuschen bräuchte ich alles so 2 Nummern größer. Wunderte mich schon, daß ich in unserem "Fundus" eine Trense hatte, die auf den Dickschädel passt (Gebiß musste ich extra kaufen, die waren alle hoffnungslos zu klein).

Madam scheint aber kapiert zu haben, was ich da seit Tagen mit ihr rum hampel. Vorhin ging das "longieren" (oder besser *um mich rum laufen*) sogar unerwartet gut. Ich hab bestimmt 10 Minuten mit ihr geübt. Gehen, anhalten und wieder los gehen klappte so gut, daß es hinterher sogar eine handvoll Müsli zur Beohnung gab. *freu*

Hier mal ein Bild, wie wir die ersten Male Sattel auflegen geübt haben. Ich hab das nur dokumentiert, weil ich das so lustig fand, wie winzig der Sattel auf dem Pferd aussieht. (und nein nein, das wird nicht der Sattel, mit dem sie mal geritten werden soll, war nur zu Übungszwecken)

Doch, doch. Das Grundprinzip hat sie ja jetzt verstanden.
Aber es stimmt schon. Sie ist super sensibel. Deswegen hab ich ja meine ursprünglichen Pläne zurück geschraubt.
Ich denke, daß ich sie heute mit dem *im-Kreis-laufen* in Ruhe lasse und nur einen Tüddeltag mache. Eventuell vielleicht auch mit Sattel und Trense spazieren gehen.

Janine, ich hab keine Ahnung, wie sie auf Zügelhilfen reagieren würde. Bis jetzt kennt sie die Trense nur als blödes Ding am Kopf . Arbeiten tu ich sie ausschließlich mit Knotenhalfter. Sie muß auch Trense/ Gebiß nur deswegen schon kennen lernen, weil ich ein absoluter Schisser bin und Jungpferde nicht gebißlos (ein)reite. Hab da leider vor vielen, vielen Jahren eine sehr schlimme Sache miterleben müssen, die mich total geprägt hat.

Doppellonge bei einem so unsicheren jungen Pferd würde ich auch nur mit 2. Person machen. Jedenfalls bis sie es kennt.

Ich kann es trotzdem kaum mehr abwarten, bis ich endlich das erste Mal auf ihr drauf sitzen darf/kann.

Ich habe das Longieren den Mäusen so bei gebracht:

zuerst hab ich sie im Kreis geführt.
Dann bin ich in die Mitte.
Als sie dann merkten das ich nicht mehr neben ihnen stand suchten sie regelrecht nach einer bewegung von mir.
Ich nahm das Longenende ( Ca 30 cm) In eine hand und das ende das Zum Pferd führt in das andere.
Ich kreiste dann mit dem kurzen ende und Blockte somit den einen weg fürs Pferd.
Dann Nahm ich das ende das zum Pferd fürhte und machte es fürs Pferd zum Ausweichen auf. Sprich:

Das selbe mache ich auch mit seiten wechsel.
Ich hoffe man kann es sehen.
Wenn nicht bist du zufällig auch im Vz?
Da hab ich ein Album drin wie ich mit Pferden arbeite.

wird mal wieder Zeit für einen kurzen Zwischenbericht.

Im Moment komme ich leider kaum dazu "viel" mit der Lütten zu machen. Zur Zeit stehen alle Pferde am Hof - da ist der Arbeits- und Zeitaufwand schon ein anderer.... hinzu kommt, daß meine Kinder im Moment etwas (zu) viel Aufmerksamkeit benötigen.
Daher mache ich halt nur ganz kleine, kurze Lektionen.
Manchmal habe ich das Gefühl, wir kommen gar nicht vorwärts - dabei machen wir doch riesige Fortschritte. Nicht unbedingt, was die reiterliche Ausbildung angeht, aber das Vertrauensverhältnis und der ganze "normale" Umgang sind inzwischen für uns beide total angenehm, einfach und einfach schön geworden.

Vorhin saß ich so da und habe überlegt, wie sehr die Lütte sich verändert hat:

zB ist sie die einzigste Stute bei uns, die auf meinen Pfiff reagiert (den Hengst rufe ich fast nur mit Pfiff heran).
Wenn man sie explizit anspricht und auf sie zugeht, dann kommt sie einem entgegen (vor einem Jahr noch war das Gegenteil der Fall)
Sie lässt sich inzwischen anstandslos aufhalftern (zu Anfang mussten wir zeitweilig zu zweit an sie ran).
Beim Putzen und betüddeln hat sie wirklich Vertrauen und geniesst entspannt.
Neues ist nicht mehr nur schrecklich und beängstigend, sondern "zwar unheimlich, aber irgendwas muß da ja toll sein".

Alles in Allem: sie wird immer mehr zu dem Traumpferd, das ich von Anfang an in ihr erahnt habe.

Habe ich schon mal gesagt, daß ich dieses Pferd echt liebe?

Ja, genau.
Es ist so ein Gefühl von "wir gehören zusammen" und gegenseitigem Vertrauen, was so präsent ist, daß man es fast greifen kann.
Mit dem Bonsai habe ich dieses Gefühl auch schon von Anfang an. Ich dachte immer, das sei etwas absolut einmaliges - was es eben nur bei einem einzigen *Traumpferd* gibt.
Es ist unbeschreiblich, daß man so etwas ein 2. mal erleben kann.

Es liest sich zwar etwas seltsam (ok, es ist irgendwie auch lächerlich, wenn man es beschreibt - aber das ist wieder so eine Gefühls-Sache), aber wir haben so eine Art Ritual entwickelt: ich hocke mich hin und sie stellt sich dann über mich, wie eine Mutter über ihr schlafendes Fohlen. Dann kann ich mich an ihre Vorderbeine/ Brust lehnen und kraule ihren Hals und Kehle. Das ist so ein Moment, den wir beide ganz offensichtlich geniessen. Einfach nur Ruhe und Vertrauen leben.
Ich merke immer wieder, daß uns beiden das wirklich gut tut.

Heute ist der Tag der Tage!!

Ich bin auf ihrem Rücken gesessen!!! Zwar nur für eine Minute - also bis das Möhrchen aufgefressen war, aber ich saß oben.